Auf geschichtlichen Spuren nahe Nettersheim

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Auf geschichtlichen Spuren nahe Nettersheim

Während viele den sonnigen Samstag am Badesee verbrachten, machte ich mich bei 36°C auf, um endlich noch mal eine kleine Wanderung zu machen. Es sollte die Wanderung Auf geschichtlichen Spuren nahe Nettersheim sein, die ich auf Outdooractive gesehen hatte, denn am Nachmittag war noch Familienprogramm geplant und eine Tour von < 20 km wollt ich mir dann auch nicht antun.

Der Name „Auf geschichtlichen Spuren nahe Nettersheim“ könnte ein bisschen in die Irre führen, denn geographisch gesehen liegt die Tour exakt in der Mitte des Vierecks der Orte Kall, Bad Münstereifel, Mechernich und Nettersheim. Und so mache ich mich mit voll aufgedrehter Klimaanlage auf zum Örtchen Weyer, das es von der Autobahn kommend zu durchqueren gilt. Direkt dahinter befindet sich in einer Kurve der Parkplatz der Kakushöhle, der an diesem Hitzetag völlig leer ist. Also stelle ich mein Auto in den Schatten und packe mein Proviant ein, schnüre meine Schuhe und verstaue meine Stöcke am Rucksack. Dann lasse ich die Kakushöhle rechts liegen und mache mich über die Landstraße, auf der ich hier hin gekommen bin, wieder auf in Richtung Weyer. Über einen Schotterweg, der links der Landstraße entlang führt, gelange ich schnell in den Ort, den ich nach links durchwandere, bis ich rechts von der Hauptstraße in den Kreuzweg abbiege. Es geht über eine lange Asphaltstraße einige Meter hinauf und obwohl die Sonne mich am liebsten grillen möchte, ist es ziemlich angenehm, da ein leichter Wind den Berg hinauf weht. Ich drehe mich noch einmal um und werfe einen letzten Blick auf den Ort, bevor ich weiter zum Eifelblick Brehberg wandere.

RastplatzAm Aussichtpunkt Brehberg angekommen, möchte ich mich am liebsten direkt niederlassen und eine erste Rast einlegen, so schön ist der Ausblick. Ich kann das Radioteleskop Stockert, die Hohe Acht und sogar das Siebengebirge sehen. Allerdings finde ich es nach ca. 2,3 km ein bisschen früh für die erste Stulle und so nehme ich auf der Bank hinter der Schautafel Platz und lasse meine Blicke ein wenig bei dem klaren Wetter schweifen. Solch einen Weitblick hat man bestimmt auch hier nicht alle Tage.

Nach ein paar tiefen Schlücken aus der Wasserflasche geht es weiter und nach einigen Kurven steigre ich durch dichten Wald zu einem Asphaltweg hinab. Ich folge dem Weg für ein paar hundert Meter bis ich in saftig grüne Wiesen eintauche. Kurz habe ich den Gedanken, dass man die Beliebtheit von Wanderwegen daran erkennen kann, wie hoch das Gras auf den Wegen gewachsen ist, und dass diese Wanderung es sicher nicht verdient hat, so unbekannt zu sein, aber im nächsten Moment freue ich mich wieder darüber, völlig alleine auf den weiten Wiesen und grünen Hügeln zu sein, die sich mir hier bieten. Ich höre nichts, niemanden. Einzig ein Bauer wendet auf einer weit entfernten Wiese gerade sein Heu. Ich genieße die Ruhe.

Nachdem mich der Ort Weyer wieder hat, muss ich den Weg A3, dem ich bis hierhin gefolgt bin, verlassen und biege sofort nach links in einen Feldweg ein, der ziemlich schnell immer schmaler wird. Jetzt wird’s urig, denke ich mir und schlage mich durch das Unterholz. Hier ist wohl schon länger niemand mehr unterwegs gewesen, denke ich und sehe sofort danach schwarz übermalte Wegkennzeichnungen. Aha! Aber der Weg wird bald wieder breiter und mündet auf eine asphaltierte Straße, die mich weiter bergab in das kleine Örtchen Urfey führt. Gestüt SchnorrenbergDort umwandere ich das Gestüt Schnorrenberg, um dem Ulzey Bach in Richtung der römischen Aquäduktbrücke zu folgen, an der das Wasser der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, einer Wasserleitung in das antike Köln, den Kallmuther Bach überquerte. Imposant, zu was die Römer in der Lage waren. Um so imposanter, zu welch hässlichen Schutzbauten die Menschen heutzutage im Stande sind. Ich lasse mich vom Anblick der Hütte jedoch nicht beeindrucken und lese mir die Infotafel genau durch. Hier, wo auch der Römerkanal-Wanderweg entlang führt, kann man Geschichte hautnah erleben. Und das finde ich immer sehr, sehr spannend.

Weiter geht es in Richtung des Ortes Kallmuth. Dabei führt der Weg am Waldrand entlang und ich wünsche mir so langsam eine Bank, um eine längere Pause machen zu können. Als der Weg eine scharfe Rechtskurve macht, erblicke ich endlich eine der Sitzgelegenheiten unterhalb des Hahnenbergs und lasse mich darauf nieder. Genüsslich packe ich mein mitgebrachtes Essen aus und möchte gerade hineinbeißen, als mich eine Armada von Bremsen angreift. Es zwackt und piekst an allen Stellen und ich suche so schnell wie möglich das Weite. Das war wohl nichts mit einer entspannten Pause. So schnell habe ich noch nie meine sieben Sachen gepackt und mich wieder auf den Weg gemacht. Weiter geht es also mit Riegeln und Wurst bewaffnet in Richtung Kalmuth, wo mich die römische Brunnenstube „Klausbrunnen“ erwartet. Hier erhielt die hier unterirdische Wasserleitung der Römer von der Eifel nach Köln einen weiteren Zufluss.

BrunnenstubeLeider ist die Brunnenstube verschlossen und so folge ich der Landstraße nach links, um wenige Meter weiter spitz rechts in einen alten Eichenwald einzubiegen. Durch den Wald und um eine Viehweide herum gelange ich zum Naturschutzgebiet Eulenberg. Dessen gleichnamiger Hügel besitzt sogar ein einfaches Gipfelkreuz, das man sehr leicht vom Weg aus erreichen kann. Ich habe heute aber keine Lust auf Gipfeleroberungen und gehe weiter meinen Weg in Richtung Eiserfey.

In Eiserfey angekommen überquere ich den Veybach und gelange zur Hauptstraße, der ich nur ein paar Meter folge, um zum römischen Sammelbecken zu gelangen, wo zwei Wasser-Zuflüsse gebündelt wurden und auf die weitere Reise nach Köln geschickt wurden. Ich finde es genial, wie gut die hier in der Region entdeckten Bauten der Römer noch erhalten sind und nehme mir ein paar Minuten Zeit, um das Sammelbecken ein wenig zu betrachten. Danach geht es auf der Straße etwas oberhalb der Hauptstraße weiter in Richtung Tour-Finale: der Kakushöhle. Ein paar Mal schlängelt sich der Weg noch vorbei am Friedhof von Eiserfey, entlang des Waldrandes und taucht dann ab in den Wald über der Kakushöhle.

Anhand der geschmiedeten Geländer erkenne ich, dass ich wohl in der Nähe der Höhle bin und folge dem Weg entlang der Schautafeln, die über die Geschichte der Höhle und ihre Bewohner Auskunft geben. Hinter einer kleinen Rechtskurve taucht sie dann auf: die Höhle. Drei Stufen führen durch einen etwa 150 cm hohen Spalt hinein und mit einem Schlag wird es kühler, als ich in das Innere der Höhle eintauche. Aber ist das diese riesige Höhle? Ich schaue mich um und schnell ist klar, dass das nur ein Ableger der Haupthöhle sein kann.

KakushöhleIch verlasse den kühlen Raum, der an einer Seite ein Geländer und eine Art Balkon besitzt und wandere weiter ein paar Stufen hinab. Es sieht aus, als hätte hier jemand eine Treppe in den Stein gehauen und um eine leichte Kurve entdecke ich ein großes Gewölbe, das jedoch von zwei riesigen Felsblöcken versperrt wird. Wie komme ich denn da nun rein? Ist das überhaupt der Eingang? Und dann sehe ich einen Spalt. Vorsichtig teste ich an, ob ich auch ohne Stirnlampe dort hinein kann und bewege mich Zentimeter für Zentimeter weiter. Schnell ist aber klar, dass der hinter dem Spalt befindliche Raum durch viele weitere Spalten relativ gut beleuchtet wird und so kann ich immer weiter hineinklettern. Ein Labyrinth an Gängen und gut zu durchsteigenden Spalten bietet sich mir und so bin ich immer wieder erstaunt, wo mich das Gangsystem ausspuckt und wieder ans Tageslicht bringt. Und jedes Mal zieht es mich wieder hinein. Ich will noch mehr sehen.

Immer und immer wieder gelange ich in neue „Räume“ und so langsam erschließt sich mir die Aufteilung der Höhle. Ich gehe noch ein Stück weiter hinab und dann – booooom – stehe ich in einem riesigen Gewölbe. Der Hauptteil der Kakushöhle! Zwar verstellen mir drei dicke, hässliche Betonpfeiler die Sicht, aber gerade finde ich es sehr beruhigend, dass sie stehen wo sie stehen. Wie muss sich das angefühlt haben, in einer Höhle zu wohnen? Gab es hier auch eine Art Raumaufteilung? Und wenn ja, wo war dann genau was? Die Feuerstelle muss irgendwo hier gewesen sein. Hier wäre der perfekte Ort zum Schlafen gewesen. Und wie haben die Bewohner sich wohl gegen Angreifer wehren können? Viele Fragen schießen mir spontan durch den Kopf und ich suche auf den Schautafeln vor den drei Eingängen zur Höhle nach möglichen Antworten. Als ich schließlich am dritten Eingang ankomme und mein Auto bereits durch die Büsche erkennen kann, schaue ich mich noch ein paar Minuten vor dem imposanten Felsblock um und stelle mir vor, was sich hier in der Vergangenheit alles zugetragen haben kann. Dann verlasse ich den Platz vor der Höhle und mache mich auf zum Auto.

Eine tolle Wanderung entlang einiger wirklich geschichtsträchtigen Bauten und Orte geht zu Ende. Für die Temperaturen war die Länge genau richtig und ich drehe die Klimaanlage im Auto wieder voll auf. Ein charmanter Mix aus Wald, Feld und Ortschaften erwartet jeden, der die Tour auch gerne machen möchte.

Weitere Bilder

Links

  • Die Tour habe ich für euch natürlich zum Nachwandern wieder bei komoot hochgeladen.

Karte

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