Der Wolf kehrt heim

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Ein Wolfshund und ein Ameisenbär begegnen sich. Fragt der Ameisenbär: „Was bist du denn für ein Tier?“ „Ich bin ein Wolfshund. Mein Vater ist ein Wolf und meine Mutter ist ein Hund. Und du?“ „Ich bin ein Ameisenbär.“ „Ach komm, das glaubst du doch selbst nicht!“

Sonderlich verbreitet ist das Wissen über Wölfe (und Wolfshunde) nicht. Kein Wunder – Deutschland galt seit 150 Jahren als wolfsffrei. Langsam kommen sie aber zurück und vor allem in Brandenburg und teilweise in Bayern, Sachsen oder Niedersachsen haben sie schon ihre Reviere eingenommen.

Gestatten: Wolfsbotschafter Detlef Klein

Bei unserer Jack Wolfskin-Wanderung durch den Schwarzwald werden wir heute wohl keinem Wolf begegnen und sicherlich wird heute kein Wolf uns über den Weg laufen. Stattdessen treffen wir auf Detlef Klein. Der Wolfsbotschafter ist einer von deutschlandweit 400 Aktivisten mit dem Ziel, die Ankunft der Tiere vorzubereiten, sprich: Ängste nehmen, aufklären, neugierig machen und auf mögliche Gefahren hinweisen. Eben wieder lernen, mit ihnen zu leben, um möglichst viele Konflikte zu vermeiden.

Im Schwarzwald werden wir wohl (noch) keinem Wolf begegnen

Wahrscheinlich ärgert sich Detlef Klein am meisten über die Vorbehalte, mit denen die im Wald lebenden Tiere fertig werden müssen, und gibt vorrangig Rotkäppchen und anderen Märchen die Schuld dafür – er trägt eine rote Kappe mit „Rotkäppchen lügt!“ Denn im Grunde ist er nicht nur Botschafter, sondern ganz großer Fan. 1991 hat er zum ersten Mal einen Wolf in freier Wildbahn gesehen. Seine Augen leuchten, wenn er Vergleiche zu unseren als Haustiere gehaltenen Hunden zieht: „70 Kilometer kann ein Wolf in der Nacht zurücklegen! Ist dabei aber viel zielgerichteter als ein normaler Hund, der ja immer Bögen nach links und rechts schlägt, weil er nicht so richtig weiß, wo er hin soll.“

Das Für und Wider

Wir stehen in einer Lichtung, hören gebannt zu und die, die im Schatten stehen, suchen im Rucksack nach Jacke oder einem Plätzchen in der Sonne. Zwar etwas polarisierend, aber keineswegs langweilig sind die Geschichten von Detlef Klein, der auch von negativen Vorfällen berichtet: „Das war in der Lausitz, da hatte ein Wolf in der Nacht 60 Schafe gerissen. Die meisten Leute aus der Politik haben nur diskutiert, ein paar wenige haben dem Schäfer geholfen, haben Zäune besorgt und sie gestellt. Der Schäfer hat nicht gejammert, sondern nach dem Vorfall seine Herde immer entsprechend geschützt und seitdem kein einziges Tier mehr verloren. Er ist jetzt sogar pro Wolf.“ Er erklärt weiter: „Ein Schaf hätte dem Wolf gereicht, aber durch das Fluchtverhalten der Schafe, die blökend durch die Gegend rennen, wurde der Jagdinstinkt immer wieder angeregt und er tötet und tötet.“

Ein gesunder Wolf würde aber niemals einen Menschen anfallen, so Detlef Klein. Von 1950 sind bis heute europaweit neun Menschen durch Wölfe getötet worden. In fünf von den neun Fällen konnte beim Wolf Tollwut nachgewiesen werden, bei den restlichen vier Fällen war wohl Anfütterung Schuld. Anfütterung ist ein ganz großes Problem, denn damit wird den Wölfen der Respekt vor Menschen genommen und die Tiere suchen die Nähe. Das passiert schon, wenn Essensreste einfach liegengelassen werden.

Auf der Kappe steht „Rotkäppchen lügt“

Kreisläufe und Zahlen

Wo ein Wolf da ist, da hält er Reh-, Rot- und Schwarzwild in Bewegung. Dadurch gibt es weniger Verbiss. Bei weniger Verbiss gibt es mehr Niedriggewächse, dadurch mehr Insekten und dadurch wiederum mehr Tiere, die sich von ihnen ernähren. Ein Kreislauf. Natur eben.

Laut einer Studie des Bundesamts für Naturschutz haben wir in Deutschland Platz für 440 Rudel. Aktuell zählen wir 35. (Ein Rudel besteht in der Regel aus acht Wölfen.)

Schwarzwald – noch ein Plätzchen frei?

Fazit

Zwiespältig. Auf der einen Seite freuen wir uns wieder Heimat für eine solch faszinierende und starke Art zu bieten, auf der anderen Seite halten sich die Geschichten um Rotkäppchen und die Sieben Geißlein doch  hartnäckig. Ob Politik und Land Vorkehrungen zum Schutz treffen werden oder ob nichts passiert, sehen wir wohl erst in ein paar Jahren …

Hinweis
Jack Wolfskin hat zur Wandertour eingeladen und die verlinkte Kleidung bzw. das verlinkte Equipment durfte getestet werden. Die Verlinkung ist beispielhaft und dient nicht als Beurteilung der Ware.

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