Auf der Suche nach einer etwas längeren Wanderung sind wir bei Natur Aktiv Erleben über die Rundtour Zur Erpeler Ley: Rhein-Panoramen und romantische Bachtäler gestolpert und haben uns spontan zu dieser auf dem Portal relativ neu angelegten Wanderung entschlossen. Diese gut 24 km lange mit 680 zu bewältigenden Höhenmetern kam uns gerade gelegen, denn im Kalender war nichts außer dem Vermerk „Urlaub“ zu sehen. So konnten wir endlich wieder einmal eine Wanderung mit 20+ Kilometern in Angriff nehmen.
Nach knapp einer Stunde und zwanzig Minuten Fahrt kommen wir oberhalb von Rheinbreitbach auf dem Wanderparkplatz am Ort Breite Heide an. Moralisch haben wir uns beim Klangspiel der Scheibenwischer schon auf eine Regentour eingestellt, aber der Wetterbericht hat für den Nachmittag ein wenig Auflockerung prophezeit. Dennoch holen wir auf dem Parkplatz die Regenjacken aus dem Kofferraum und stülpen sie uns über. Zu unangenehm ist der Regen. Und 20 km in nassen Klamotten möchten wir auch nicht laufen.
Vom Parkplatz aus geht es direkt abenteuerlich zu, denn bevor uns das GPS-Gerät zeigen kann, wo es lang geht, stehen wir mitten im Wald. Okay, es ist Herbst. Soll heißen, die Wege sind dank des Laubs nicht mehr so gut zu sehen. Aber wir brauchen nicht lange, um auf den schmalen Pfad zu finden, der durch das steile Tal des Grenzbachs führt. Nachdem wir den ersten Kilometer hinter uns haben, folgt die nächste Lehrstunde: Wir dürfen uns auf eine matschige Angelegenheit einstellen. Zum Glück habe ich Gamaschen für Doris und mich eingepackt.
Auf den Leyberg
Bald aber geht es auf einem befestigten Weg in Richtung des Leybergs. Dort hinauf kraxeln wir über die rutschigen Steine und nehmen uns kurz Zeit, um den Blick über das Rheintal, zum Siebengebirge und dem Drachenfels zu genießen. Wir bereuen diesen kurzen Abstecher auf keinen Fall, denn das Bild, das sich uns bietet, ist durchaus schön. Ein wahres Wolken-Schauspiel, dem wir für einige Minuten zuschauen. Immer wieder taucht die Burg Drachenfels zwischen den Wolkenfetzen auf und verschwindet auch genau so schnell wieder. Oder ist es die Löwenburg? Leider kann man das nicht so genau erkennen.
Nachdem wir wieder vom 358 m hohen Leyberg abgestiegen sind, wird der Regen immer stärker. Wir verpacken alles noch etwas sicherer und ziehen die Kapuzen tiefer in die Stirn, dann geht es weiter. Nachdem wir ein Stück nach Osten gegangen sind, folgen wir nun dem Track gen Süden. Dabei begleitet uns der Detzelbach für eine ganze Weile, bevor er an einer Landstraße in den Kasbach mündet.
Bevor die beiden Bäche sich vereinen, passieren wir das „Auge Gottes“, ein Bildstock, der als Warnung für Holzdiebe dort erstellt wurde. Hier gibt es die Möglichkeit, sich unterzustellen, aber da wir zwar noch nicht völlig aber schon ordentlich durchnässt sind, geht es für uns weiter. Auf einem breiten matschigen Forstweg am Rande eines Nadelwaldes sehen wir ein seltsames Gebäude hoch auf einem Bergrücken, das sich als ehemaliges Tagebaugebiet auf dem Meerberg entpuppt.
Im Kasbachtal
Im Kasbachtal angekommen gilt es, eine Landstraße zu queren. Hier ist Vorsicht geboten, denn man befindet sich direkt zwischen zwei Kurven. Nach ca. 100 m verlassen wir die Straße aber wieder und gelangen zum Kasbach, der sich genau so durch sein Tal windet wie die historische Eisenbahnstrecke der Kasbachtalbahn, die hier zu besonderen Zeiten befahren wird. Immer wieder wechseln wir die Seite des Baches, geht es durch Unterführungen auf die andere Seite der Bahntrasse. Dabei stelle ich mir vor, wie die Bahn romantisch dampfend durch das enge Tal rattert.
Die Brauerei Steffens bzw. das Restaurant Alte Brauerei hat eine eigene Haltestelle für die Kasbachtalbahn und als wir diese sehen, schlägt der Bauch sofort Alarm. Die Matschtreterei hat uns einiges an Energie gekostet und die nassen Klamotten wollen auch kurz getrocknet werden. Und ein heißer Kaffee darf natürlich nicht fehlen, aber vorher lassen wir es uns bei Schnitzel und Schweinshaxe gut gehen.
Auf der Erpeler Ley
Frisch gestärkt treten wir den Marsch auf die Erpeler Ley an. Es geht noch ein paar Meter über Asphalt, bis wir diesen nach rechts verlassen und über einen Forstweg hinauf wandern. Bald schon wechseln wir auf einen laubbedeckten Pfad und ich bin heilfroh, dass ich ein GPS-Gerät dabei habe. Von dem Pfad sieht man nämlich gar nichts. Also folgen wir dem Pfeil auf dem kleinen Bildschirm, schlängeln uns durch das Unterholz und erreichen bald die Erpeler Ley, ein Plateau hoch über dem Rhein.
Auf einem Gedenkstein steht geschrieben, dass Graf Zeppelin hier am 2. August 1909 aufgrund eines Unwetters umkehren musste, als er sein Luftschiff Z II (LZ 5) von der Frankfurter ILA zum Luftschiffhafen Köln überführen wollte. Es ist zwar nicht gerade ein Unwetter, sondern nur ein konstanter Regen, aber an Umkehren ist für uns nicht zu denken. Zugegeben: Auch wenn es richtig usselig ist und wir die Kapuzen unserer Jacken tief in die Stirn gezogen haben, ist es ein echtes Schauspiel, wie die Wolken unter uns den Rhein entlang ziehen. Andere wabern in den Seitentälern umher und bewegen sich dabei in Wolken-Zeitlupe. Wir genießen den Rundum-Blick vom Plateau noch ein Wenig und ziehen dann weiter, vorbei an der Gaststätte Bergesruh, die ab dem 1. November geschlossen hat. Gut, dass wir unsere Stärkung schon erledigt haben.
Es geht – wie soll es anders sein – vorerst bergab, bis wir wieder ordentlich Höhe aufnehmen müssen. Hinauf nach Orsberg führt ein Hohlweg, der stetig ansteigt und uns hinauf bringt. Wir passieren den Ort durch ein paar verwinkelte Gässchen und biegen am Feuerwehrhaus links ab. Dann folgen wir der Straße und dann passiert es:
Ein Pferd!
„Da vorne steht ein Pferd auf der Straße“, sage ich zu Doris eher fragend als feststellend, denn so ganz bin ich von meiner Aussage noch nicht überzeugt. Was macht ein Pferd hier im Regen am Straßenrand? Wer hat es hierhin gebracht? Ist es ausgebüchst? Auf jeden Fall steht es da. Mutterseelenalleine. Im Regen. Und bewegt sich keinen Zentimeter von der Stelle. Auch nicht, als wir auf auf es zugehen. Schnell ist klar, dass wir dem Tier helfen müssen und so rufen wir die 110 an. Man weist uns an, bei dem Pferd zu bleiben und auf die Streife zu warten, die sich der Sache annimmt. Während des Telefonats muss ich mir ein leises Lachen verkneifen, denn wie geil muss es für den diensthabenden Polizisten auf der Wache sein, wenn ein völlig Ortsfremder anruft und mitteilt, dass er vor einem halterlosen Pferd steht? Ich hätte meinen Spaß. Definitiv!
Die Streife lässt nicht lange auf sich warten und übernimmt das pitschnasse Pferd und eine alarmierte Pferdebesitzerin aus dem Dorf eilt mit einem Halfter herbei, damit das Tier vorerst irgendwo befestigt werden kann. Unser Job ist hiermit getan und wir müssen uns nun beeilen, damit wir nicht ins Stockdunkele geraten.
Auf den Stuxberg
Nach unserem Treffen mit dem armen Gaul geht es direkt noch einmal ein Stück hinab, bevor es wieder hinauf zu einem weiteren Aussichtspunkt geht. Hier könnte man sich bei schönem Wetter auf einer Bank niederlassen und den Rheinblick genießen, aber da es bereits dämmert und wir noch einiges an Strecke vor uns haben, muss es jetzt schnell gehen. Noch einmal geht es also hinauf zum Stuxberg bei Unkel.
Wir verlassen den Stux und wandern durch das romantische Tal des Hähnerbachs in das Waldgebiet bei Rheinbreitbach. Den Ort mit seinen hübschen mittelalterlich anmutenden Fachwerkhäuschen haben wir bereits bei der Anreise kennen gelernt, so dass wir dem Weg entlang des Bachs weiter folgen können. Einen Abstecher in den Ort verkneifen wir uns auch, denn bald wird es Zeit, um die Stirnlampen aus dem Rucksack zu holen.
Es wird immer dunkler und ich stelle fest, dass wir noch keine Minute ohne Regen hatten an diesem Tag. Doch, im Restaurant. Aber ansonsten sind wir spätestens jetzt völlig durchnässt. Unser Meeting mit dem Pferd hat uns Zeit gekostet und so müssen wir nun das beste aus der Situation machen. Also: Stirnlampe auf und weiter geht’s.
Wir passieren den Ort Bruchhausen und gelangen dahinter noch einmal auf eine freie Fläche, bevor wir für den Rest der Tour noch einmal in den Wald eintauchen. Wir sehen nichts mehr außer dem Lichtkegel vor uns und dem Display des GPS-Geräts, das uns verrät, dass wir geradewegs auf die Westerwaldstraße zulaufen, die uns bereits zum Wanderparkplatz gebracht hat. Auf dem Hinweg habe ich die ehemalige Kupfererz-Aufbereitungsanlage auf der linken Seite der Straße gesehen, der ich auf dem Rückweg noch einen Besuch abstatten wollte, aber ich ziehe ein warmes und vor allem trockenes Auto der Hinweistafel an der Anlage gerade vor. Nur wenige Meter sind es noch bis zum Parkplatz.
Fazit
Die Wanderung von Natur Aktiv Erleben war meine erste NAE-Wanderung überhaupt, die ich auf eigene Faust unternommen habe. Schon zu Beginn wird klar, dass man Wert auf spannende Wege, schmale Pfade und tolle Highlights legt. Man begleitet den Rheinsteig auf einigen Passagen oder einen seiner Zubringer und all das konnten wir trotz des Regens tatsächlich auch genießen, denn alle angelaufenen Punkte boten tolle Aussichten, alle Wege waren actionreich und fordernd.
Mit den Höhenmetern kann man die Tour durchaus als schwer einstufen. Ob sie nun im Sommer bei knallender Sonne oder im Herbst bei Regen schwieriger ist, möchte ich nicht beurteilen, aber vor allem ist die Rundtour sehr schön und abwechslungsreich. Das wird mit Sicherheit nicht meine letzte NAE-Wanderung gewesen sein!
Weitere Bilder
Links
- Meine Aufzeichnung der Tour gibt es wie immer bei komoot.
- Noch mehr Bilder von der Tour gibt es im dazu gehörigen Facebook-Album.
- Wirklich ausführliche Informationen zu der Tour gibt es auf den Seiten von Natur Aktiv Erleben. Besser kann man Touren zum Nachwandern kaum vorbereiten. Danke.
- Informationen zu den Öffnungszeiten der Einkehrmöglichkeiten gibt es jeweils bei dem Restaurant Alte Brauerei oder der Gaststätte Bergesruh
Hallo Axel, ich finde Deine Seite klasse und habe mir den Bericht hier abgespeichert. Demnächst plane ich wieder im Mittelrheintal zu wandern und suchte deshalb nach Stichworten. Deine Route habe ich mir gemerkt, die kommt als nächstes dran 🙂
beste Grüße, Uwe
hallöchen,
auf dem leyberg waren wir im vergangen jahr im herbst. wir haben aus der selben perspektive ein foto gemacht wie du. auf unserem bild sehe ich eindeutig den drachenfels im hintergrund, weil der nämlich ziemlich nah am rhein ist. ich bin übrigens in königswinter geboren, kenne den drachenfels und die löwenburg. von der löwenburg sind die burgreste kaum zu sehen und sie liegt auch weiter landeinwärts.
lg sabine
Hi Sabine, danke dir. Dann lag ich ja doch nicht so falsch 😉
[…] kurzem erst kam ich gar nicht mehr aus dem Schwärmen. Meine erste Natur Aktiv Erleben-Wanderung fand zwar im Dauerregen statt, aber die Strecke hatte es mir angetan. Nun folgt schon die nächste […]