Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt

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Schon der chinesische Philosoph Laotse wusste, dass auch der längste Marsch mit dem ersten Schritt beginnt. So machten auch wir (meine damals noch Freundin, jetzt Frau und ich) uns am 16. April 2009 zu unserer ersten Mehrtageswanderung auf. Wie unser Aufbruch in die große neue Wanderwelt war, warum alles anders kam, als wir es geplant hatten und was wir heute anders machen würden lest ihr in diesem Beitrag.

Ein paar kleinere Wanderungen hatten wir schon in der Umgebung unternommen, aber nun wollten wir es wirklich wissen: Drei Tage lang sollte es über den Wildnis Trail durch die Eifel gehen, von Einruhr bis nach Zerkall. Eigens hierfür legte ich damals die Outdoorseite an, um meine Verwandten irgendwo gesammelt über unseren Reiseverlauf informieren zu können. Schon Wochen vor unserem kleinen Abenteuer, das uns damals riesengroß vorkam, fing ich an, die Strecke zu planen. GPS-Dateien downloaden, Geocaches entlang des Weges suchen und Unterkünfte oder Campingplätze zu suchen. Dass der Weg komplett ausgeschildert ist, daran hatte ich nicht gedacht. Und dass ich auch hätte Ausschau nach Einkehrmöglichkeiten halten sollen, daran hatte ich natürlich auch nicht gedacht. Und so machten wir uns am 16. Juni 2009 auf: Ich mit einem 100 Liter Rucksack, den ich mir von einem Freund geliehen hatte und meine Frau mit einem rosafarbenen Rucksack mit Stahlgestell aus alten Pfadfinderzeiten. Der Inhalt: Wäsche, und zwar für jeden Tag ein kompletter Satz. Und Proviant. Kaffee inklusive Gaskocher, Milch und Zucker, Nudeln, Nudelsoße, Brot und Wurst, Getränke, für jeden zwei Expeditionsnahrungspakete – man hätte uns vier Wochen lang in der Hardangervidda aussetzen können. Wir hätten überlebt.

Aber wir wollten ja ein Abenteuer und so musste natürlich auch mindestens eine Übernachtung im Zelt stattfinden. Also schleppten wir zusätzlich zu der Verpflegung für eine Nordpolexpedition unsere damals übergroßen Schlafsäcke und Isomatten sowie ein 4,6 kg schweres Drei-Personen-Zelt mit uns herum. Hätte ich meinen Orthopäden damals schon gekannt, er hätte mich nach dem Verstand gefragt.

Und dann das Wetter! Im Lesen eines Wetterberichts war ich anscheinend damals noch keine große Leuchte. Zu unserem Glück folgte auf die erste Übernachtung in der Jugendherberge Gemünd ein Regentag. Es schüttete wirklich wie aus Eimern, aber wir entschlossen uns, dennoch los zu gehen. Also hieß es: Die 5 Euro-Überwurf-Regenponchos (siehe Beitragbild weiter oben) drüber stülpen und los. Unter den Dingern schwitzten wir uns den A**** ab und waren spätestens am höchsten Punkt der Tagesetappe so schwach, dass wir uns zum Abbruch der Tour entschlossen. Mit der Bahn ging es pitschenass nach zwei Tagesmärschen und einer Übernachtung in der Jugendherberge wieder nach Hause.

Unser Fazit aus heutiger Sicht

Mehr hätte man bei der Planung und Durchführung dieser Tour nicht verkehrt machen können:

  • Das Camping-Equipment für diese Tour war viel zu schwer. Ein Zelt von 4,6 kg nimmt man bestenfalls im Auto mit zum Campingplatz, aber nicht auf dem Rücken.
  • Die Massen an Wäsche waren völlig überdimensioniert. Für drei Tage hätte es ein Satz Klamotten, ggf. ein Satz Wechselwäsche, auch getan.
  • Bei der Streckenplanung habe ich nicht an Einkehrmöglichkeiten gedacht. So hätten wir uns den Proviant fast komplett sparen können.
  • Die Ausrüstung war – auch, wenn ich immer sage „Egal was für Ausrüstung, geht raus!“ – größtenteils ungeeignet.
  • Das Wetter habe ich fast gar nicht berücksichtigt, sondern einfach für alle Wetterlagen die „passende“ Kleidung mitgenommen.
  • Der Rucksäcke waren viel zu, so dass wir natürlich viel zu viel Gepäck reingestopft haben.

Nichts desto trotz hat uns dieser erste Misserfolg nicht davon abgehalten, uns weiterhin dem Draußen sein zu widmen und daraus ein Hobby zu machen. Mittlerweile ist es sogar mein Beruf geworden und ich durfte viel lernen – und zum Lernen gehört bekanntlich auch, dass man mal auf die Nase fällt. Ein Jahr später waren wir noch einmal auf dem Wildnis Trail unterwegs.

Hinweis
Dieser Artikel ist Teil vom Outdoor Blogger Adventskalender 2014. Hier erzählen euch 24 Outdoor Blogger etwas Weihnachtliches, vielleicht auch nur etwas Winterliches, ganz sicher aber etwas Exklusives über sich, eine Reise oder ein Erlebnis. Lasst euch jeden Tag auf’s Neue überraschen. Gestern war Jens vom hiking-blog.de uns von seinem Outdoor-Bekleidungs-Alzheimer erzählt, morgen öffnet outdoor-blog.com sein „Türchen“. Außer den beiden sind folgende Outdoor Blogs beim Outdoor Blogger Adventskalender dabei: blog.wohlgeraten.de, kulturnatur.de, klimbingkorns.de, tourendatenbank.com, auf-den-berg.de, outdoorhighlights.de, hoehenangst-coach.com, blog.outdoor-spirit.de, gipfel-glueck.de, fox-trails.com, walkon-blog.de,wandervideoblog, abenteuersuechtig.de, freiluft-blog.de, harz-nordkap.de, via-ferrata.de, outdoormaedchen.de, alpinfieber.net. Abonniert und lest diese Blogs. Es lohnt sich! Aber vergesst vor lauter Adventskalender nicht unseren Bilder des Jahres-Adventskalender 😉

5 KOMMENTARE

  1. So der Brüller, gut dass ihr jung angefangen habt. Bin aber beruhigt, dass auch ihr bei der Wetterprognose nicht so viel Sorgfalt an den Tag gelegt habt.

    Im Nachhinein kann man ja richtig gut darüber lachen und es sind Erlebnisse die einem immer im Gedächtnis bleiben.

  2. Mir hat der Titel so gut gefallen, denn genau so ist es. In dem Buch „Herr der Ringe“ gibt es ein so schönes Zitat eines Hobbits „Pass auf Deinen ersten Schritt auf, denn es folgt ein Zweiter und dann noch einer und noch einer…. und am Ende weißt Du nicht wo Du landest“. Und genau das finde ich so spannend am Wandern, Trailrunning und am Aufbrechen zu neuen Herausforderungen.
    Ich denke, dass der Mensch von Haus aus neugierig ist und Herausforderungen sucht. Das macht uns glücklich und deshalb müssen wir den ersten Schritt machen….. immer wieder! Das hört (hoffentlich) niemals auf.
    Ich persönlich wünsche mir, dass ich den „ersten Schritt“ ganz oft- und in vielen Lebensbereichen machen darf. Wo man dann landet wird man sehen.

  3. Nur weil mirs bei der Aufzählung der Ausrüstung“mängel“ einfiel:
    Ich hatte mal bei einer Wanderung das Problem, dass sich die Sohle eines meiner Wanderschuhe begannen regelrecht aufzulösen (ja sie lagen zuvor eine ganze Weile ungenutzt im Schrank). Zum Glück hatte ein Wanderkollege etwa einen halben Meter Panzertape für „alle möglichen Notfälle“ dabei (Kompakt gerollt und vom Gewicht her vernachlässigbar.) So kam ich „getaped“ doch noch zum Wanderziel.

    Grüße,
    JanPeter

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