🇸🇪 Schweden – aktiv in der Provinz Uppland

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Wandern in Schweden

Wer das Wort „Outdoor“ in den Mund nimmt, nennt meist im selben Atemzug „Schweden“. Kaum ein Land ist bei Wanderern und vielen anderen Outdoor-Sportlern so beliebt wie das Land in Skandinavien.

Es war wohl bei der Outdoor Academy of Sweden im September 2014, als ich Chris kennen lernte. Während wir uns zwischen einem der Paddelabenteuer und einem Sauna-Abend unterhielten, kam der Gedanke auf, dass ich doch einmal über eine ihrer Reisen berichten könnte. Chris arbeitet bei Highländer Reisen in Köln und lud mich zu einer Aktivwoche in die Provinz Uppland in Schweden ein.

Zugegeben: Die Reise ist schon ein paar Jahre her. Ich denke aber immer wieder gerne daran zurück. Daher möchte ich sie euch nicht vorenthalten. Also:

Auf geht’s nach Schweden

Die Nacht dauert nicht lange, denn um 3:23 Uhr geht der Flieger nach Stockholm, wo ich es mir bis zur Abfahrt des Busses in den kleinen Cafés in Gamla Stan gemütlich mache. Ich genieße den Tag in Stockholm, weil es irgendwie jedes Mal wieder wie eine Art nach Hause kommen ist. Nein, ich habe hier nie gewohnt, aber die Schweden schaffen es irgendwie, mir die Stadt als einen heimeligen Ort zu verkaufen – jedes Mal auf’s Neue. Zum Mittag gibt es Köttbullar in dem romantisch gelegenen Restaurant Under Kastanjen und ich wundere mich wieder einmal, was IKEA uns in Deutschland als Köttbular verkauft. Mit dem Flygbussarna, der unwesentlich länger für den Transfer vom Flughafen in die Stadt oder zurück braucht, dafür aber wesentlich günstiger als der Arlanda Express ist, geht es zurück zum Flughafen, wo unsere Reiseleiterin Ulla und Janine treffe, die diese Woche bei Ulla hospitiert.

Neben Ulla lerne ich auch Conny und Max, Patricia und Lutz, Simone und André und Martina und Kristina kennen und wir machen uns gemeinsam in einem Kleinbus auf nach Sågarbo, wo wir die nächsten Tage zusammen verbringen werden. Einen kurzen Halt machen wir noch beim Supermarkt, um uns mit Süßigkeiten und Getränken einzudecken. Es hat ein bisschen Klassenfahrt-Feeling und macht Spaß, die Stimmung in der Gruppe ist super.

Ankunft in Sågarbo

Nachdem der Kleinbus auf dem Gelände des Gutshofs angesetzt hat, folgt eine Begrüßung und die obligatorische Zimmerverteilung, die hier richtigerweise Hausverteilung heißen muss. Für jeweils zwei Personen steht eine Haushälfte eines kleinen roten Holzhauses zur Verfügung. Herz, was willst du mehr? Wir beziehen die Häuser und essen gemeinsam zu Abend. Dann stellt sich die Frage der Fragen: Wo können wir das EM-Länderspiel Deutschland gegen Italien schauen? Da gibt uns Luise, die als gute Seele von Sågarbo für die nächsten Tage für uns da sein wird, den Tipp, es einmal beim benachbarten Campingplatz Rullsand zu versuchen. Dort gäbe es W-LAN, meint sie. Also geht es mit den Rädern, die uns für die gesamte Woche zur Verfügung stehen, in gut 5 Minuten zu den Nachbarn, wo allerdings gerade leider ein kleines Konzert gespielt wird und wir leider das Spiel nicht auf der Leinwand schauen können. Wir nehmen trotzdem Platz und gucken das Spiel über ein Smartphone. Was bleibt uns auch anders übrig?

Wir lernen noch drei Mädels aus Münster kennen, die auf ihrem Roadtrip hier vorbeikamen und im Zelt übernachteten und als das Restaurant des Campingplatzes schließt, begeben wir uns mit der gesamten Mannschaft vor die Tür, wo wir das Spiel weiter auf dem Mini-Bildschirm verfolgen. Es wird ein spannender Elfmeter-Krimi und danach geht es Im Regen durch die laue Sommernacht auf den Rädern zurück „nach Hause“, wo ich nach einem langen und nach vielen Eindrücken ziemlich schnell in den Schlaf falle.

Es wird aktiv

Eine große Glocke neben dem Hauptgebäude läutet und jeder weiß: Das Frühstück ist fertig. Luise hat ein üppiges Buffet aufgefahren und wir stärken uns für den anstehenden Tag, denn nach dem gemeinsamen Frühstück geht es auf eine ca. 8 km lange Wanderung über die angrenzende Halbinsel Billudden. Am Ufer entlang geht es bis zum Zipfel der Landzunge, wo wir eine kurze Rast machen und einige schon so entspannt sind, dass selbst die harten Holzbänke als Bett für die Rast herhalten müssen. Über den Fahrweg geht es zurück nach Sågarbo, wo wir gemeinsam zu Mittag essen. Man merkt schon: Verhungern werden wir nicht.

Nach dem Essen und einer kurzen Pause laden Ulla und Janine uns zu einem kurzen Ausflug mit den Rädern ein. Es geht auf eine weitere Halbinsel nördlich von Långsand, auf der wir eine Rast auf den großen Felsbrocken am Wasser machen. Im Sonnenuntergang eine echt romantische Kulisse.

Zurück „zu Hause“ wird noch eine gemeinsame Party Schwedenschach, auch Kubb oder Wikingerschach genannt, gespielt, bevor wir es uns am Lagerfeuer bequem machen. Lagerfeuer, das erzählen uns die erfahrenen Schweden, hält nämlich nicht nur warm, sonder auch die Mücken fern. Und von denen gibt es zu dieser Jahreszeit viele hier in der Region. Allerdings nur für gefühlte zwei Stunden vor dem Sonnenuntergang, so dass sie mich nur am ersten Tag so richtig stören. Mit Mygga und langer Kleidung sind die kleinen Quälgeister gar nicht mehr so schlimm.

Ab auf’s Wasser

Mit den Rädern geht es über den Ort Gårdskär zu einem kleinen Fischerdorf, das malerisch in einem Waldgebiet liegt. Von hier aus fahren wir mit Kanadiern hinaus auf’s Wasser und ich darf als einziger Alleinreisender bei Max und Conny mitpaddeln. Nach dem Anlegen der nötigen Hardware und den Instruktionen der Reiseleitung geht es auch schon los.

Wir paddeln einige Zeit durch die Schären und legen hier und da mal an, lassen es uns eine längere Zeit auf einem Felsstrand gut gehen, verspeisen unsere Lunchpakete und genießen die Sonne, bevor es wieder zurück in Richtung des Fischerdorfes geht. Auf dem Weg legen wir an einem neu angelegten Steg an, an dem es – ganz typisch für Schweden – einen großen öffentlichen Grill und eine Feuerstelle gibt. Schnell steht fest, dass wir hierhin gerne am Mittwoch kommen wollen um zu grillen, denn Mittwoch ist der Tag zur freien Verfügung.

In Sågarbo angekommen läutet auch schon bald die große Hofglocke wieder und Luise tischt ordentlich auf. „So viel, wie wir hier futtern, kann ich mich ja gar nicht bewegen“, denke ich. Aber das Essen ist so lecker, dass ein zweiter Gang zum Buffet kaum zu verhindern ist. Es folgt, wer hätte das geahnt, der Tagesausklang am Lagerfeuer.

Ein Student aus Uppsa-la-la-la-la

Für den vierten Tag steht ein Ausflug nach Uppsala an – und noch bevor wir gemeinsam in Richtung Bahnhof radeln, stimmt irgendjemand das Lied „Ein Student aus Uppsala“ an, das uns – vielen Dank – für den Rest des Tages begleiten wird.

Ulla führt uns sehr patent durch die Universitätsstadt und lässt kaum Fragen offen. Es macht den Anschein, Ulla hätte entweder hier studiert oder das Buch „Uppsala von damals bis heute“ nicht nur gelesen, sondern selbst geschrieben. Ich bin begeistert von den vielen kleine Details, die sie zu erzählen weiß. Für Geschichte bin ich ja immer zu haben. Nach der Führung gibt es Zeit zur freien Verfügung und ich besuche das Kunstmuseum im Schloss Uppsala. Für einen Kaffee und ein Stückchen Kuchen hat nicht nur Ulla, sondern der König höchstpersönlich die Hofkonditorei Ofvandahls empfohlen, wo es mich nach dem Museumsbesuch hinzieht.

Nach dem Tag in Uppsala geht es mit dem Zug zurück und wir kehren in das Restaurant Kungsådran auf der Insel Laxön ein, wo es – tatata – Lachs gibt. Auf dem Rückweg von Laxön beobachten wir noch einige Zeit die Lachse, die an der großen Lachstreppe ihren Weg gegen den Strom suchen und hin und wieder aus dem Wasser springen. Im Supermarkt auf dem Weg nach Hause decken wir uns mit Grillmaterial für den kommenden Tag ein. Ich kaufe völlig ahnungslos ein „Flintasteaks“. Bis heute ist mir noch nicht klar, welches Teil von welchem Tier dieses Fleisch ist. Hinwiese nehme ich gerne in den Kommentaren entgegen.

Ein freier Tag in Schweden

Der angekündigte freie Tag startet für mich sportlich. Ich mache mich auf zu einem kleinen Trailrunning auf die Halbinsel Billudden und folge dem Weg, den wir am ersten Tag für die Wanderung genommen haben.

Nach dem Frühstück machen wir uns gemeinsam mit den Rädern auf zu dem Fischerdorf von vorgestern und von dort aus mit den Kanadiern zu dem Holzsteg, der leider von zwei Familien belegt ist. Ein Stück weiter finden wir auf den Felsen am Wasser eine Feuerstelle und ein Grillrost und lassen uns hier nieder. Wir verbringen ein paar sehr entspannte Stunden am Wasser und relaxen um die Wette. Dabei wird gegrillt und endlich kann ich mein Flintasteak auspacken. Was für ein Riesen-Lappen ist das denn Bitteschön?

Eine Schrecksekunde gibt es auch in der entspannten Atmosphäre: Als ich auf einem Felsen so vor mich hindöse, ruft Max aus heiterem Himmel „Eine Schlange!“. Ich öffne ein Auge und entdecke sie auch, etwa drei Meter neben mir in einer kleinen Pfütze. Da ist es mit Relaxen urplötzlich vorbei. Entspannt liegen bleiben ist auf einmal nicht mehr. Wir bleiben noch ein bisschen am Wasser, aber verlieren nicht mehr zu viel Zeit, denn für heute steht noch die Vorstellung von Erik und Beate an, die Sågarbo mit viel Liebe zum Detail wieder für ihre Gäste herrichten.

Sågarbo – ein idyllischer Ort für ruhige Stunden

Der alte Gutshof Sågarbo stammt aus dem 18. Jahrhundert, wie Erik und Beate berichten, die hier mit ihren beiden Kindern, dem Hund Motta und einem Kater leben. Das Haupthaus, in dem wir jeden Tag gemeinsam essen, stammt aus dem Jahr 1690 und gehört einem gewissen Herrn Ankerström, der eine eigene Eisenhütte besaß und dort Anker schmiedete. Die Familie Ankerström lebte bis ins Jahr 1759 auf dem Hof, der später für die Lebensmittelproduktion genutzt wurde. Während des Krieges wurde die Anlage dann als Unterkunft und Stallungen für deren Pferde genutzt. Die Stugas, in denen wir während der Woche übernachten, waren früher für die Arbeiter auf der Anlage erbaut worden, die hierin lebten.

Im Jahr 1719 legten Ende Juli russische Boote am Ufer vor Sågarbo an, die von Zar Peter geschickt wurde. Schweden befand sich im Krieg mit Russland und Sågarbo war fast komplett niedergebrannt worden.

Der Hof ist nach karolingischem Vorbild erbaut und besitzt noch barocke Kachelöfen im Haupthaus. Die alte Scheune ist während unseres Besuchs eine Baustelle und wird zu einem Restaurant mit Lounge umgebaut. Erika und Beate haben noch weitere Pläne. So sollen noch ca. 800-900 Bäume gefällt werden, denn wie Erik erklärt, ist Schatten für die vielen Mücken verantwortlich. Durch das Fällen der Bäume versprechen sie sich mehr Sonne und dadurch weniger Mücken.

Die beiden erklären uns, dass die rote Farbe der Häuser aus einem Abfallprodukt aus Kupferminen entsteht und warum Sågarbo eigentlich Sågarbo heißt. Früher gehörten nämlich alle Eichen dem König, der das wertvolle Holz für den Schiffbau einsetzte. So ließen sich hier einst die Säger nieder, die die Eichen abholzten und verhalfen dem Fleckchen Erde zu seinem Namen, der sich aus såga (sägen) und bo (wohnen) zusammensetzt.

Mit dem Rad durch Schweden

Für den sechsten Tag der Reise steht ein Tag auf dem Fahrrad auf dem Programm. Etwa 60 Kilometer sind geplant, die wir auf unseren Hollandrädern zurücklegen wollen. Ulla erklärt, dass insgesamt zwei Stops eingeplant sind, bei denen wir ein bisschen verweilen wollen und ggf. schwimmen gehen können.

Während der Tour nutze ich zeitweise die Gunst der Stunde und setze mich einmal bewusst von der Gruppe ab, fahre ein Stückchen vor und genieße die Einsamkeit der schwedischen Natur und das fast lautlose Dahinfahren mit dem Rad. Die endlos erscheinenden Schotterpisten durch die Wälder der Region laden dazu ein, kurz inne zu halten und runter zu kommen – wie in vielen anderen Situationen während der Reise schon oft geschehen.

Zwei Mal können wir an diesem Tag den Lachsen auf der Insel Laxön wieder beim Wandern zuschauen. Beim letzten Mal mit ziemlich vollem Bauch, denn auf dem Rückweg gibt es wieder einmal ein leckeres Abendessen im Restaurant Kungsådran.

Zu Fuß über den Upplandsleden

Der letzte Aktiv-Tag der Reise steht noch einmal voll im Zeichen des Wanderns und so machen wir uns mit der Rädern auf nach Älvkarleby. Dort steigen wir in den Zu und fahren bis ins Örtchen Marma, das direkt am Dälalven liegt. Von dort aus soll es 13 Kilometer zurück nach Älvkarleby gehen. Der Weg führt entlang einer Wasserstraße. Über schmale Pfade wandern wir durch die intakte Natur. Weite, für Schweden fast schon typische Blaubeerfelder laden zum Pflücken und Naschen ein. Zwischendurch sehen wir überdachte Übernachtungsplätze mit Feuerstelle. Ich genieße die Stille und die Natur ein letztes Mal, bevor es mit dem Rad zurück zur Unterkunft geht.

In Sågarbo angekommen lassen wir die Reise beim gemeinsamen Grillabend ausklingen und die „Formalitäten“ wie die Möglichkeit zum Bilderaustausch werden geklärt. Abends packe ich bereits meine Sachen, denn am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück bereits zum Flughafen. Dann heißt es: Adieu, Schweden! Es war mal wieder schön mit dir.

Vielen Dank an Highländer Reisen für diesen Trip.

Werberechtlicher Hinweis
Highländer Reisen hat mich zu dieser Pressereise kostenfrei eingeladen. Die Inhalte und Empfehlungen entsprechen zu 100% meiner persönlichen Meinung.

2 KOMMENTARE

  1. Danke für den stimmungsvollen und lustmachenden Bericht! Ich gebe es zu, für mich ist Schweden v.a. Kanuland, gewandert bin ich nur wenig (mal die Halbinsel Kullen, mal Dundret von Gällivare aus oder zur Storforsen Wasserfall..) Mittlerweile lese ich aber verschiedene inspirierende Wandererzählungen, so daß ich da wohl mal mehr Zeit für aufwenden werde. Ist definitiv in Kürze dran, und nach den bewegungsarmen Quarantäne-Wochen umso dringender 🙂
    Bleibt gesund !
    Bernd

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