Ja ja, mein letzter Beitrag zu Äthiopien ist schon ewig her. Lange habe ich überlegt, was ich schreiben kann über dieses facettenreiche und faszinierende Land. Einige Artikel habe ich begonnen, sie aber dann wieder verworfen. So vieles hat mich begeistert und mich nachhaltig beeindruckt. Die Menschen, über die ich eigentlich schreiben wollte, die Landschaft, die Kultur. All dazu hätte ich etwas schreiben können, aber nichts konnte ich wirklich in Worte fassen.
Daher mache ich es mir nun einfach(er) und stelle euch die Highlights meiner Reise mit Hauser Exkursionen in den Norden von Äthiopien vor. Den Anfang macht ein Highlight, das in meinem letzten Beitrag definitiv zu kurz gekommen ist: der Simien Nationalpark.
Anreise zum Simien Nationalpark
Wir erreichen den Simien Nationalpark (auch Semien-Nationalpark oder Sämen-Nationalpark) nach einer etwa 3,5-stündigen Fahrt von Gondar aus. Wie bei allen Fahrten auf dieser Reise genieße ich die Zeit in unserem Kleinbus und kann beim Blick aus dem Fenster tief in das Dorfleben eintauchen. Ich beobachte Männer, die Eukalyptusholz schlagen, welches für den Bau der einfachen Häuser verwendet wird und bei jeder Pause, bei der wir aus dem Bus steigen, duftet es nach Eukalyptus.
Bei einer Pause haben wir einen grandiosen Ausblick auf die Simien Lowlands.
Ich beobachte das bunte Treiben am Straßenrand und bin wieder einmal tief beeindruckt. Während die Männer mit ihren Ochsengespannen das Feld pflügen, spielen die Kinder an unzähligen Tischen Kicker. Wir fahren vorbei an verschiedenen Märkten und erleben sogar eine Beerdigung mit. Hunderte von Menschen bereiten dem oder der Verstobenen die letzte Ehre. Alle sind in bunte Gewänder gehüllt und selbst die Tiere sind für den (traurigen) Anlass bunt geschmückt. Daniel erklärt uns, dass stets das ganze Dorf Abschied von den Toten nimmt und bei der Beerdigung dabei ist. Die Verstorbenen werden bei dieser Prozession vorneweg getragen.
Während die Kinder am Straßenrand uns in ihren Schuluniformen zuwinken, verbringen andere ihre Zeit damit, auf dem Feld das Vieh zu hüten. Wiederum andere reparieren Stromleitungen oder bauen Häuser aus dem schnell wachsenden Eukalytusholz.
Wir erreichen Debark, die letzte Stadt vor der Einfahrt in den Simien Nationalpark, wo wir in einem Büro unseren Eintritt begleichen und zwei Männer mit Gewehren zu uns in den Kleinbus aufnehmen. Die beiden werden uns dir nächsten beiden tage im Simien Nationalpark begleiten. Die Begleitung durch Bewaffnete ist heute zwar nicht mehr nötig, meint unser Reiseleiter Daniel, aber die Begleitung von Touristen ist vorgeschrieben. Nach einer kurzen Begrüßung nehmen die beiden im Heck des Busses Platz und weichen uns auch nach der Ankunft im Nationalpark nicht mehr von der Seite.
Über einen unbefestigten Weg fahren wir hinauf in den Simien. Ein Bajaj, ein äthiopisches Tuktuk, quält sich mit seinem leistungsschwachen Antrieb die Schotterpise hinauf. Gerade eben noch parkten wir mit unserem Bus neben dem festen Markt in Debark, wenige Minuten später sind wir mutterseelenallein in der immer grüner werdenden Landschaft. Ein Schild am Wegesrand verrät, dass der Simien Nationalpark von der österreichischen Regierung unterstütz wird.
Wir erreichen nach gut 22 km Fahrt die Simien Lodge, die höchste gelegene Lodge Afrikas auf 3.260 m. Vom freundlichen Personal werden wir in Empfang genommen und können einen ersten Blick in unsere Lodges werfen.
Da es bereits dämmert, lassen wir es uns bei einem ausgiebigen Abendessen im mondänen Restaurant der Lodge mit Bar und Rundkamin bei landestypischem Essen gut gehen.
Geladas im Simien Nationalpark
Schon vor unserer Anfahrt bin ich neugierig auf die nur im Simien Nationalpark lebenden Geladas (auch Dschelada oder Blutbrustpavian), die eng mit den Pavianen verwandt sind. Sie sind an den blutroten Herzen auf der Brust zu erkennen und von den „bekannten“ Pavianen zu unterscheiden. Außerdem ernähren sie sich ausschließlich pflanzlich, das heißt von Gräsern und Grassamen, was in der Welt der Primaten einmalig ist.
Bereits nach dem Aufstehen begrüßt uns eine große Herde direkt vor der Lodge. Wir können sie aus ein paar wenigen Metern Entfernung beobachten, wie sie seelenruhig in den Tag starten – genau wie wir. Und ich ärgere mich, dass ich vor lauter Aufregung nicht alle Objektive mit aus der Lodge genommen habe. Unsere Guides Daniel und Abel beruhigen mich aber und versprechen mir, dass ich im weiteren Tagesverlauf noch näher an die Geladas heran komme – dann auch besser vorbereitet.
Wanderung zu den Geladas
Von der Simien Lodge aus kann man tolle Wanderungen starten, aber auch andere Outdoor-Aktivitäten wie Mountainbike-Touren oder Horse Trekking sind natürlich möglich. Wir starten unsere kurze Wanderung durch den Simien Nationalpark direkt von der Lodge aus. Ein ausgebildeter Guide begleitet uns bei der Tour. Als erstes nehme ich so früh am Morgen den sehr prägnanten Thymian-Geruch wahr. So weit das Auge reicht ist der Boden mit Thymian und Gras bedeckt, hin und wieder entdecke ich ein Feld aus Lavendel.
Unser Guide weiß einiges über die Tier- und Pflanzenwelt hier oben zu berichten. Wir lernen unter anderem, welche der hier wachsenden Pflanzen die Bewohner*innen des Parks und auch der umliegenden Gebiete zum Gerben des Leders oder zum Waschen der weißen Wäsche nutzen und warum die vielen Flechten in den riesigen Erika-Bäumen ein Zeichen für die hervorragende Luftqualität sind.
Hier oben im Simien gibt es eine artenreiche Tierwelt. Neben Bartgeiern und Raubadlern sind hier auch der Simien Wolf, Hyänen und der Leopoard zu Hause. Letztere sind die natürlichen Feinde der Geladas, weshalb diese ihre Nächte in schwer zugänglichen Felsspalten oder -wänden verbringen, um sich vor Angriffen zu schützen. Morgens verlassen sie für die Nahrungssuche ihr Schutzversteck in großen Gruppen und grasen auf den großen Weideflächen.
Wir wandern mit unserem Guide über die schmalen, sich windenden Trails durch den Park und werden an exponierten Stellen schon von Einheimischen erwartet, die uns ihre Handwerkskunst anbieten.
Und dann passiert es: Hinter einer Kurve erblicken wir eine Herde Geladas, die seelenruhig auf einer großen Freifläche sitzen und Gras futtern. Sie lassen sich durch unsere Anwesenheit überhaupt nicht beeindrucken. Ich hingegen bin um so beeindruckter. Ich muss erst einmal registrieren, dass es sich hier nicht um die mir bislang bekannten Paviane handelt, denen man nicht zu nahe kommen sollte, sondern um eine ganz friedliche, pflanzenfressende Art.
Immer näher kommen wir an die Herde heran und wandern durch sie hindurch. Überall sind Geladas. Alte und junge, Männchen und Weibchen. Die imposanten Männchen sind mir immer noch nicht ganz geheuer, vor allem nach dem Film, den wir im Vorfeld in der Simien Lodge gesehen haben. Darin liefern sich zwei Männchen einen erbitterten Kampf.
Nun kommt aber mein Moment: Mit Stativ und Objektiven darf ich mich mitten in die Gelada-Herde setzen und teil von ihnen sein. Die Affen stört das keineswegs, auch nicht, als ich meine Position mehrfach verändere und mich für so manches Foto auf den Bauch lege. Eine gefühlte Ewigkeit bin ich so mittendrin in der riesigen Herde und darf zahlreiche Fotos machen.
Die Geladas – ich habe es ja schon mal erwähnt – beeindrucken mich mit ihrer friedlichen Art. Irgendwann ist die Zeit für den Abschied gekommen. Was ich in dem Moment aber noch nicht weiß: wir werden noch auf zwei weitere Herden stoßen.
Auch wenn wir nur ca. 3 km im Simien Nationalpark zurück gelegt haben, haben wir viele der nur hier lebenden Geladas gesehen. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis!
Sonnenaufgang in sagenhafter Kulisse
am nächsten Morgen sind Rafael und ich schon früh auf den Beinen. Wir wollen Bilder im park bei Sonnenaufgang machen. Auf der gleichen Route wie am Vortag bei der Gelada-Wanderung machen wir uns auf den Weg zu den bestens Spots vom Vortag.
Wir bleiben in der Nähe der Simien Lodge, da das Frühstück und die Abreise bevorstehen. Irgendwann stellen wir fest, dass wir von einem der Guides mit Gewehren von der Straße vor der Lodge aus beobachtet werden und werden uns klar darüber, dass wir tatsächlich vergessen haben, uns bei den Guides zu melden, als wir uns in Eigenregie auf die Socken gemacht haben. Doch auch unter der strengen Beobachtung konnten wir ein paar Bilder machen.
Fazit
Der Simien Nationalpark ist auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man auf eindrucksvolle Landschaften und eine beeindruckende Tier-und Pflanzenwelt steht.
Als Ausgangspunkt für unsere kurzen Aktivitäten hat uns die Simien Lodge gedient, die ich sehr empfehlen kann. Her hat einfach alles gestimmt: Service, Essen, die Unterkunft selber. Einfach perfekt.
Die Begleitung im Park durch einen Guide ist nicht nur vorgeschrieben, sondern sehr hilfreich. Generell bietet sich ein Programm wie das von Hauser Exkursionen an, um an die besten Spots im Norden von Äthiopien zu gelangen und tief in das Land und seine Kulturen eintauchen zu können.
Informationen zum Simien Nationalpark
- Hier geht es direkt zur Webseite des Simien Nationalparks.
- Viele Informationen zum Park findest du auch auf der Seite der Simien Lodge.
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