Auf dem Lehmjöres-Weg rund um Vicht

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Als wir mit der Familie im Fischbachtal unterwegs waren, lächelte mich das lustige Männchen an. Eine braune Plakette mit dem Wanderlogo fiel sofort ins Auge, denn sie markierte einen Wanderweg sehr ausführlich: Den Lehmjöres-Weg.

Der Lehmjöres-Weg, so fand ich nach etwas Recherche im Internet heraus, führt einmal rund um den Ort Vicht, der unweit meiner Arbeit liegt. „Perfekt!“, dachte ich, denn immer wieder fragen Gruppen, die sich bei uns einmieten, wo sie eine kleine Wanderung machen können. Also wollte ich den Lehmjöres-Weg mal genauer unter die Lupe nehmen. Als die Teilnehmer meines Projekts mich fragten, ob ich mit ihnen eine Runde wandern würde, kam mir das mehr als gelegen. Auf zum Startpunkt des Lehmjöres-Wegs!

Der von der IG Schönes Vicht e.V. ins Leben gerufene Lehmjöres-Weg sollte ursprünglich einen Beitrag dazu leisten, das Dorf attraktiver für die Bewohner und für seine Gäste zu gestalten. Am 5. Mai 2013 wurde er nach einer langen Planungs- und Vorbereitungsphase feierlich eröffnet. 300 Wanderer nahmen an der Eröffnungswanderung teil.

Woher hat der Lehmjöres-Weg seinen Namen?

Wer oder was ist der Lehmjöres? Das erklärt Franz-Willi Hirtz auf der Seite der IG Schönes Vicht: So kennt wohl jeder Vichter den Lehmjöres. Er lässt sich gerne auch so bezeichnen, allerdings nur, wenn er auch in Vicht geboren wurde.

In Schriftstücken, Geschichten, Erzählungen sowie Gedichten wird der Lehmjöres oft erwähnt und ist über die Grenzen von Vicht hinaus den Menschen bekannt. So wie man die Einwohner von den Nachbarorten Zweifall „Eeschekülle“, die Mausbacher „Wölleklös“ oder die Gressenicher „Bessemskriemer“ nennt, gilt seit urdenklichen Zeiten der Vichter als Lehmjöres.

Woher kommt aber der Name? Einzig die Frage nach dem Geschlecht ist geklärt, denn „d’r“, (mundartlich für „der“), weist  ihn prädikativ als männlich aus. Woher stammte der Lehmjöres? Ist er eingewandert? Lebte er schon in der Steinzeit hier? Wovon ernährte er sich? Wie waren seine Lebensgewohnheiten? Das sind Fragen, die den Lehmjöres zum heißen Objekt der Begierde für Historiker und Ahnenforscher machen. Doch seinen Namen findet man in keinem Taufregister und kein Standesamt stellte jemals eine auf den Namen Lehmjöres lautende Geburts-, Heirats- oder Sterbeurkunde aus. In keinem Telefonbuch findet man den Lehmjöres und eine Internet-Homepage www.lehmjöres.de gibt es (noch) nicht. Selbst das von Andre Franzen verfasste und von Josef Hurtz vertonte Lied der Vichter gibt wenig Aufschluss über den Lehmjöres. Da heißt es lediglich kurz und knapp:

Uss Lehm unn Jöres, wie bekannt, ess osse Nam entstange. Meer wäde övverall em Land als Lehmjöres empfange!Et Veeter Heemetleddche

Übersetzt: Aus Lehm und Jöres, wie bekannt, ist unser Name entstanden. Wir werden überall im Land, als Lehmjöres empfangen!

Seit vielen Jahren, vielleicht seit Jahrhunderten bewahrt der Lehmjöres sich also nun schon seine Anonymität. Es ist davon auszugehen, dass das Wort „Lehmjöres“ als Synonym für lustig, froh und heiter steht!

Verlauf des Wanderweges

Der 13,2 km lange Lehmjöres-Weg startet an der Kirche in Vicht, die man, direkt an der Hauptstraße gelegen, kaum verfehlen kann. Dort gibt es einen Parkplatz und auch eine Bushaltestelle für alle, die mit dem ÖPNV anreisen möchten, ist nur wenige Meter entfernt. Es geht rechts an der Kirche vorbei durch die Kranzbergstraße und über die Johannesstraße am Fichtbach entlang, bis man über die Straßen „Bussenheide“ und „Kluckenstein“ in das gleichnamige Naturschutzgebiet Kluckenstein gelangt. Hier erreicht man nach nur wenigen Metern Trampelpfad das Friedenskreuz, das hoch oben auf den Felsen thront. Nur wenige Meter unterhalb finden sich die Kluckensteine, die meterhoch aus dem Boden empor ragen.

Über die Straße „Am Burgberg“ verlassen wir das NSG Kluckenstein wieder und laufen parallel zur Hauptstraße in Richtung des Ortes Zweifall, bis wir links in die Straße „Jägersfahrt“ einbiegen. Hier im Naturschutzgebiet Jägersfahrter Fischbachtal können wir zur rechten Seite einen Blick auf mehrere kleine Angelteiche werfen, bevor wir links herum in den Wald eintauchen und vorerst einige Kilometer auf Forstwegen unterwegs sind. An einer großen Kreuzung biegen wir rechts auf die Forststraße „Burgbergschneise“ ein und passieren schon bald das Heimbach-Kreuz. Eine Bank gegenüber des Kreuzes nutzen meine Begleiter, allesamt keine „geübten“ Wanderer, für eine erste Pause.

Die Burgbergschneise führt uns noch sehr lange geradeaus und wir erreichen bald die Pionierquelle, mit 329 m der höchste Punkt des Lehmjöres-Weges. Einige Meter weiter verlassen wir die Burgbergschneise, biegen in einer langen Kurve links ab und durchwandern das Naturschutzgebiet Zweifaller und Rotter Wald.

Unweit der Fischbachstraße biegen wir wieder links in ein Seitental des Fischbaches ein, welches im Naturschutzgebiet Fischbachtal und Unterster Fischbach liegt. Dem Weg folgend erreichen wir bald die Straße „Dicke Hecke“, die uns auf den Hauptteil der Fischbachstraße führt. Leicht bergauf erreichen wir eine Weggabelung. Hier sind wir damals auf unserer Wanderung durch das Fischbachtal abgebogen. Ein Stück des nun folgenden Teils war mir also schon bekannt.

An dem letzten Haus des Ortes Vicht vorbei geht es über den Fischbach kurz hinauf, bis wir an die Waldgrenze gelangen. Zur linken sehen wir weite Wiesenlandschaften, rechts begleitet uns der Wald. So ziehen wir auf der Höhe einen großen und langen Linksbogen um die Straße „Am Weiherchen“ und erreichen auf der anderen Seite des Tals das Naturschutzgebiet Großer und Kleiner Kranzberg, wo man vom Kranzberg eine schöne Aussicht über den Ort Vicht hat. Diesen Aussichtspunkt, der etwas abseits der ausgeschilderten Strecke liegt, sparen wir uns aber, da meine Mitwanderer zum größten Teil nicht mehr in der besten Verfassung sind und zum Auto wollen.

Über Feldwege geht es an Weiden vorbei bis zur Leuwstraße, die von Vicht in Richtung Mausbach führt. Wir überqueren die Straße und biegen in Richtung des Sportplatzes vom VfL 08 Vichttal ein. An einem Pfahl mit Wegweiser erblicke ich neben der Plakette vom Lehmjöres-Weg auch die Markierung der Kupferroute, die schon seit längerem auf meiner To Do-Liste steht. Sie wird uns nun für einen Teil der Strecke begleiten.

Weiter auf den Dörenberg hinauf finden wir an einer Kurve eine Bank, von der wir bei vereinzelten Sonnenstrahlen noch einmal die Aussicht über Vicht genießen, bevor es über einen schmalen Weg hinunter in den Ort geht. Ein kleines Stück geht es über die Leuwstraße noch an der Nepomuk-Kapelle und dem Feuerwehrhaus vorbei in Richtung der Hauptstraße, an der wir links abbiegen und schon bald wieder rechts herum in Richtung Vichter Friedhof wandern. Und jetzt passiert das Unmögliche!

Meine Mitwanderer haben sich entschieden weiter zu wandern! Obwohl sie zum Großteil nach gut 10 km am Ende ihrer Kräfte sind und unser Auto auf dem Parkplatz vor der Kirche stehen sehen, wollen sie noch den Schlenker über den Schlangenberg und durch das dazu gehörige Naturschutzgebiet machen. „Keine halben Sachen“ tönt es müden Mündern.

Durch die Eichsdelle machen wir uns also auf auf den Schlangenberg. Immer weiter geht es geradeaus hinauf, bis wir zu einer großen Kreuzung kommen. Auf der anderen Seite der Kreuzung befindet sich bereits die Breiniger Heide und meine Jungs nutzen ein altes Schaukelgerüst, um sich noch einmal richtig auszutoben. Es geht direkt wieder links und fast parallel zum Weg, den wir hinauf gekommen sind, wieder hinunter. Ein paar Kurven nehmen wir noch durch den Wald, bis wir am Kindergarten in Vicht die Eifelstraße erreichen. Nur wenige Meter sind es jetzt noch bis zu unserem Auto.

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