Die Outdoorseite trifft Reinhold Messner

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Outdoorseite trifft Reinhold Messner

Okay, okay, ein etwas reißerischer Titel. Das geben wir gerne zu. Trotzdem steckt ein Fünkchen Wahrheit darin. Wir trafen Reinhold Messner wirklich. Wie das Treffen aussah und was der Extrembergsteiger und die lebende Legende Reinhold Messner an diesem Abend noch so erzählte, fassen wir hier für euch zusammen.

Die Kölner Agentur grenzgang hatte am Vorabend bereits in Köln einen Vortragsabend mit Messner veranstaltet, heute Abend war er in Düsseldorf im Capitol Theater zu Gast. Reinhold Messner, ein Mann, der polarisiert, ein Idol, eine Legende, ja, sogar eine lebende noch obendrein. Solch eine Ikone des Bergsports wollte ich treffen, wenn er schon in unserer Nähe ist. Und kurzerhand besorgte ich für unseren Autor Viktor und mich noch zwei der letzten Karten für den Abend.

Nach einer Stunde Fahrt kamen wir in Düsseldorf an, wo wir am Kartenschalter von grenzgang-Mitarbeitern freundlich empfangen wurden. Da wir frühzeitig vor Ort waren, blieb noch Zeit für ein Getränk und das Durchschauen der zum Verkauf angebotenen Messner-Bücher. Ich entschied mich für „Mein Leben am Limit“, Viktor wählte „Die rote Rakete am Nanga Parbat“. Kaum hatten wir die Bücher gekauft, sahen wir Reinhold Messner an einem Signierstand um die Ecke sitzen. Da wir relativ früh waren, war dort noch überhaupt nichts los und wir nutzten unsere Chance.

Unser Treffen mit Reinhold Messner

… sollte vielleicht eher „Unser zufälliges Aufeinandertreffen mit Reinhold Messner“ heißen. Wir entschieden uns kurzerhand, unsere Bücher vom legendären Abenteurer signieren zu lassen. Vor uns war noch eine ältere Dame an der Reihe, hinter uns war niemand mehr. Also baten wir Herrn Messner um eine Signatur.

Nachdem er beide Bücher unterschrieben hatte, zeigte ich ihm eine Visitenkarte von uns und bat ihn um ein Foto. Messner antwortete „Outdoorseite? Das ist mein Outdoor-Portal.“ Dann winkte er uns mit einer Handbewegung für ein Foto um den Tisch herum, damit die Dame vom Bücherstand nebenan ein Foto von uns machen konnte. Ganz ehrlich, wie er diesen Satz meinte, weiß ich auch nach längerem Nachdenken nicht so recht. Falls wir aber mal jemanden für eine Fernsehwerbung brauchen sollten, werde ich auf Messner und diesen (für uns) legendären Satz zurück kommen 😉 Ob er sich dann jedoch noch daran erinnern kann, wage ich schwer zu bezweifeln.

Und das war es auch schon mit unserem Treffen mit Reinhold Messner – leider. Gerne hätten wir noch ein bisschen mit ihm geplauscht, aber leider war der Andrang beim Signieren zu groß, als dass wir überhaupt noch eine Chance gehabt hätten, auch nur einen weiteren Satz mit der Ikone zu wechseln. Dafür startete jetzt aber der Vortrag, den wir direkt vor der Bühne verfolgen durften.

Reinhold Messner – Leben am Limit

Messner versprach zu Beginn des Vortrags, dass er nicht seine Biografie erzählen wolle, sondern darüber rede, zu was der Mensch im Stande ist, wenn es um das nackte Überleben geht oder er sich in Gefahrensituationen begibt. Und Reinhold Messner wäre nicht Reinhold Messner, wenn nicht auch die Natur und die Berge einen ganz besonderen Platz in seinen Vorträgen finden würden.

Die Veränderung der Berge

Zu Beginn sprach Messner von den Bergen, von ihrer Entstehungsgeschichte und davon, was z.B. die Dolomiten so besonders macht. Er sprach darüber, dass die Gletscher zurück gehen und was er vom Tourismus am Everest hält. Messner erklärte den Menschen im Saal was Firn ist, aus welchen Gesteinsarten die verschiedenen Berge bestehen und warum die Gletscher so wichtig für die Menschen sind. Mit beeindruckenden Bildern seiner Expeditionen und mit 3D-Animationen verdeutlichte Reinhold Messner, dass die Berge durch Erosion verfallen, gleichzeitig jedoch durch die Verschiebung der Kontinentalplatten wieder „nachwachsen“. Dabei witzelte er:

Wenn der Everest durch die Kontinentalverschiebung in meinem Leben die 9.000 Meter Marke noch knacken sollte, dann muss ich nochmal hoch.

Der Mount Everest

Der Mount Everest darf in einem Vortrag von Reinhold Messner natürlich nicht fehlen und so erzählte er die Geschichte von George Mallory und Andrew Irvine, die beide in der Lage waren, unmenschliche Strapazen aufzunehmen, um ihr Ziel zu erreichen. Allerdings ist nicht geklärt, ob sie das vermeintliche Ziel, den Gipfel des Everest je erreichten. Es ist aber festzuhalten, dass sie einen Höhenrekord aufstellten – für die damalige Zeit. Und Messner erzählte, wie s zu Beginn der Veranstaltung. Es habe wohl an Handys gelegen, die die Frequenz gestört haben. Spontan bezog Messner noch Stellung zu der NSA-Affäre:

Die Technologie fällt uns doch auf den Kopf. Wenn Technik nun mal da ist, muss man damit rechnen, dass sie überwacht wird. Ich habe zwar auch ein Handy, um mit meiner Familie zu telefonieren, aber in erster Linie treffe ich mich mit meinen Freunden, im mit ihnen zu sprechen.

Der Nanga Parbat

Mit diesen Worten zu aktuellem Zeitgeschehen konnte es mit dem Nanga Parbat weiter gehen. Reinhold Messner ging auf den Tod seines Bruders Günther ein und erzählte, wie er zum Beweis, den Gipfel alleine bestiegen zu haben, eine Metallhülse auf dem Gipfel deponierte. Er er war sich nicht sicher, ob die Gipfelfotos als Beweis ausreichen würden.

Die Antarktis

Weiter ging es mit der Antarktisdurchquerung 1989 mit Arved Fuchs. In Fuchs hatte Messner einen genialen Koordinator für die Tour gefunden, da er an den senkrechten Bergwänden jahrelang ohne Navigation zurechtgekommen war. Nachdem er aber nun alle 14 Achttausender bestiegen hatte, wollte er „in die Horizontale“ einsteigen, wie er während des Vortrags witzelte. Grundlage für die Expedition war die Geschichte und der gescheiterte Versuch einer Durchquerung von Ernest Shackleton während der Endurance-Expedition von 1914 bis 1917. Reinhold Messner berichtete lebhaft, wie es den Expeditionsteilnehmern und vor allem Shackleton während der Reise und dem Scheitern ihres Vorhabens ergangen sein muss.

Die Arktis

Zum Schluss ging Reinhold Messner noch auf seine eigene gescheiterte Expedition aus dem Jahr 1995 ein, bei der versuchte, die Arktis zu durchqueren.

Das Messner Mountain Museum und der Yeti

Natürlich ließ Messner es sich nicht nehmen, noch sein MMM (Messner Mountain Museum) vorzustellen. Auch mit dem Yeti rechnete er ab und ließ es dabei, dass der Yeti ein Mythos sei, eventuell sogar ein Hybrid aus einem Braun- und Eisbären. Aber das wisse niemand so genau.

Nachdem Messner sich beim Publikum bedankt hatte und noch ein paar warme und vor allem weise Worte über die Menschheit gebracht hatte, brach tosender Applaus aus. Reinhold Messner ist ein wahrhaftiger Mutgeber, vielleicht sogar ein Sinnstifter, vor allem aber eine beeindruckende Persönlichkeit – und eine lebende Legende.

Über den Veranstalter

Die im Jahr 2003 von Ramin Houchmand und Hartmut Fiebig ins Leben gerufene Agentur grenzgang richtete den Abend im Düsseldorfer Capitol Theater aus. Globetrotter, Weltumsegler, Reisejournalisten, Forscher und Fotografen berichten bei den Veranstaltungen von grenzgang auf Großleinwand von ihren Abenteuern. Mit beeindruckender Fotografie, mitreißender Musik und live erzählten Geschichten begleiten sie die Besucher auf „Reisen mit dem Kopf “.

Um die wahren Gesichter anderer Länder kennen zu lernen, ist jeder Erlebnisbericht eingebettet in ein spezielles Rahmenprogramm. grenzgang regt an, mit dem Kopf unterwegs zu sein: Kulinarische Köstlichkeiten, kulturelle Acts wie Livemusik, Malerei, Schauspiel oder Fotografie, landestypische Dekorationen sowie eine Reisebibliothek lassen die Besucher für einige Stunden in fremde Welten eintauchen.

Im November 2003 in Köln gestartet, zogen die Kulturveranstaltungen bereits in der ersten Saison rund 10.000 Besucher an. Das hat grenzgang dazu bewogen, auch in Düsseldorf und Aachen grenzgänge zu veranstalten und so sind es mittlerweile knapp 200.000 Besucher, die sich auf „Reisen mit dem Kopf“ eingelassen haben.

Der große Erfolg brachte grenzgang auch dazu, das Programm noch einmal zu erweitern. So bieten die grenzgänger neben Live-Reportagen auch Fotoseminare, Kulturwanderungen, Geo-Exkursionen und Zeichenworkshops an. Auch kulinarisch kann der grenzgang-Besucher verreisen: Die Dinnershows verbinden kulinarischen Genuss mit ergreifenden Bildern, packenden Erzählungen und eindrucksvoller Musik. Abenteurer erzählen in privater Atmosphäre von ihren fernen Reisen, ihren Erlebnissen und Begegnungen mit den vielen Facetten ferner Kulturen, nicht zuletzt den exotischen Geschmäckern und Esskulturen. Ein Vier-Gänge-Menu bringt die Gäste zwischen den Live-Erzählungen direkt auf die Gewürzmärkte Arabiens oder in die Garküchen Südostasiens.

Reisen bedeutet für die grenzgänger ein Anfang, um Ignoranz ein Ende zu setzen. Doch durch Krieg, Terroranschläge, Naturkatastrophen und Epidemien, aber auch durch den Wandel der Gesellschaft haben sich Reiseverhalten und Reiselust in Deutschland nachhaltig verändert. „Wir wollen Missverständnisse und Vorurteile auflösen“, erklärt Ramin Houchmand. „Am einfachsten geht das, wenn sich Menschen persönlich begegnen.“ Deshalb lädt grenzgang ein, die Reiseabenteuer anderer mit allen Sinnen nachzuspüren. Dabei wird jeder ermutigt, seine eigenen Erfahrungen zu machen und kulturelle Grenzen zu überschreiten – mit dem Körper wie mit dem Kopf.

Ich selber war schon auf mehreren Veranstaltungen des jungen Teams, zum ersten Mal „20 Jahre Abenteuer extrem“ von Axel Brümmer und Peter Glöckner in Aachen. Ich kann die Veranstaltungen nur sehr empfehlen, denn jede von ihnen lässt den Zuschauer tatsächlich reisen – mit dem Kopf.

Weitere Bilder des Abends

3 KOMMENTARE

  1. Das Statement von Reinhold Messner zur Outdoorseite ist ja nur noch genial! Vielleicht gehört er ja zu euren Stammlesern? Wer weiß. War sicherlich ein tolles Erlebnis ihn Live zu sehen und seinen Worten zu lauschen.

    • Oh ja, ein sehr weiser Mann – und das ohne großartiges Studium, sondern lediglich reich an Erfahrungen. Das Buch zu der Vortragsreihe ist natürlich eine Pflichlektüre, die ich schon zu 1/4 durch habe 😉

  2. Ich habe Reinhold Messner noch nie Live gesehen. Habe mir aber das Schloss Juval in Naturns (Südtirol) von der Nähe aus Betrachtet. Wirklich sehr schönes Anwesen. Dort befindet sich auch ein Museum von Ihm.

    Falls Ihr mal hinfahren wollt, macht es.

    Besonders im Sommer ist die Natur im Vinschgau herlich.

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