Sherpa Lakpa Rita – eine Hardshelljacke von den besten Bergsteigern der Welt

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Sherpa Lakpa Rita Hardshell Jacke

Die großen Marken der Outdoorbranche sind fast jedem ein Begriff. Ob Mammut, The North Face oder Jack Wolfskin ­– sie alle haben dank eines ausgeklügelten Marketings einen Namen in der Welt von wasserfester Wanderbekleidung & Co. Aber wie sieht es mit Marken aus, die noch nicht jeder auf dem Schirm hat? Taugen sie was oder sind sie eher etwas für die Tonne?

Ich muss an dieser Stelle aufpassen, dass ich niemandem auf die Füße trete und explizit erwähnen, dass mir, also wirklich nur mir ganz persönlich, die Marke Sherpa noch nie ein Begriff war. Um so interessanter fand ich es, eine Jacke des Unternehmens aus Kathmandu in Nepal zu testen.

Über Sherpa Adventure Gear

Zwar kannte ich die Marke noch nicht, aber es gibt sie schon seit 2003. Damals gründete Tashi Sherpa das Unternehmen Sherpa Adventure Gear. Als Besitzer eines Bekleidungsunternehmens und Neffe von Ang Gyalzen Sherpa, der im Jahr 1953 Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay bei der Erstbesteigung des Mount Everest begleitete, machte sich Tashi Sherpa nach der  Gründung von Sherpa Adventure Gear an die Produktion von Outdoorausrüstung und -bekleidung. Dabei folgte er stets seinem Motto „Von den besten Bergsteigern für die besten Bergsteiger der Welt“. Das Unternehmen wird mittlerweile von Sherpa-Angehörigen geführt und also liegt es nah, dass viele Sherpas bei Sherpa Adventure Gear angestellt sind. Sie sind es auch in der Hauptsache, die die Bekleidung in den eisigen Höhen testen, bevor sie produziert wird.

Bevor ich jetzt gleich zu der Hardshelljacke komme, die ich testen durfte, möchte ich noch kurz los werden, dass das Unternehmen laut eigenen Angaben unter fairen Arbeits- und Umweltbedingungen produziert. So dürfen Arbeiter erst mit 15 Jahren in der Firma arbeiten, was für Nepal recht unüblich ist. Normalerweise beginnen Kinder oder Jugendliche ihr Arbeitsleben mit 12 Jahren. Einen Teil der Umsatzes spendet das Unternehmen außerdem an die “Paldorie Education Stiftung”, die Bildungsprogramme für Sherpa-Kinder in Nepal initiiert.

Sherpa Lakpa Rita Hardshelljacke

Lakpa Rita, so lautet der Name des Jackenmodells. Namensgeber für das Modell war Lakpa Rita Sherpa, Tester und Markenbotschafter des Unternehmens. Er ist einer der bekanntesten Sherpas, da er sowohl den Mount Everest 13 Mal und alle „Seven Summits“ bestiegen hat. Die nach ihm benannte Hardshell ist eine 3-Lagen-Jacke und dank einem eVent®-Laminat absolut wind- und wasserdicht, zudem aber aktmungsaktiv. Sherpa selber preist die Jacke als die beste in ihrem Sortiment an, was ich natürlich nicht beurteilen kann.

Passform der Jacke

Mit ihren vorgeformten Ärmeln sitzt die Jacke ziemlich perfekt und verrutscht bei allen von mir durchgeführten Aktivitäten nicht. Sie lässt sich außerdem ziemlich gut mit den Klettverschlüssen am Ärmelbund fixieren, so dass sie auch im Winter bzw. bei Winteraktivitäten nicht hochrutschen kann. So fixiert passen auch Handschuhe super über oder aber unter die Ärmel.

Durch einen Kordelzug im Saum lässt sich die Jacke im Hüftbereich ebenfalls fixieren. So wird zusätzlich verhindert, dass kalte Luft unter die Jacke gelangen kann. Über einen weiteren Kordelzug am Hinterkopf lässt sich die helmkompatible Kapuze mit nur einer Hand einstellen.

Die Sherpa Lakpa Rita Hardshelljacke ist in Größe L an der Taille relativ eng geschnitten. Vergleichbare Modelle anderer Marken haben da, wo man gerne mal ein bisschen mehr Umfang hat, mehr Luft. Somit eignet sich die Jacke eher für sportlich gebaute Outdoorer.

Material und Verarbeitung

Das in der Sherpa Lakpa Rita verwendete eVent ist eine Hochleistungsmembran, die für extreme Einsätze entwickelt wurde. Sie ist absolut wasser- und winddicht, da die feinen Poren groß genug sind, um Wasserdampf durchzulassen. Für Wasser in seiner flüssigen Form (z.B. Regentropfen etc.) sind die Poren jedoch zu klein. So bleibt fremde Feuchtigkeit außerhalb der Jacke.

eVent-Membran

Wer zu Hause eine Teflon-Pfanne im Schrank hat, kennt bereits das Material, aus dem die Lakpa Rita besteht. eVent ist eine Membran aus ePTFE, also gespreiztem Polytetrafluorethylen, das auch in der Beschichtung der Pfannen verwendet wird. Hier werden auf einem Quadratmillimeter ca. 14 Millionen Poren verarbeitet. Und da Wassermoleküle einen Durchmesser von ca. 0,28 Nanometer haben, die verarbeiteten Poren jedoch nur 0,2 Mikrometer, wirkt die Membran wie ein Sieb.

So hochleistungsfähig ePTFE-Membrane auch sind, haben sie einen Nachteil: Sie ist fettempfindlich. Um die wasserabweisenden Eigenschaften der Membran weitgehend zu erhalten, muss man sie mit einer dünnen Polyurethan-Beschichtung auf der Innenseite der Jacke laminieren. So wird die Membran vor Hautfetten, Stoffen aus kosmetischen Mitteln und ähnlichem geschützt. Diese Vorsichtsmaßnahme geht natürlich zu Lasten der Atmungsaktivität, da Schweiß an dem Laminat kondensiert und sich ein feuchter Film auf der Innenseite der Jacke bildet.

Die in der Lakpa Rita verarbeitete Membran ist da etwas anders. Sie wird in einem speziellen Verfahren mit Polyester versehen, so dass keine extra Laminat-Schicht aufgetragen werden muss, die die Atmungsaktivität beeinflusst. Das Polyester selbst nimmt kein Wasser auf, lässt Wasserdampf entweichen und schützt die Membran gleichzeitig vor Fetten. Dank dieser Direct Venting™-Technologie kann die Feuchtigkeit schneller nach außen transportiert werden als bei Membranen mit PU-Beschichtung.

Verarbeitung

Schon auf den ersten Blick sieht man: Das ist ein Top-Produkt. Von einer Jacke, die im Handel ca. 370,00 Euro kostet, hätte ich auch nichts anderes erwartet. Das Material ist schön griffig und mit nur 435 Gramm ist die Jacke ziemlich leicht.

Die mit 15 mm breitem Tape sorgfältig überklebten Nähte sehen an allen Stellen top verarbeitet aus, so dass man insgesamt von einer langen Lebensdauer ausgehen kann. Dabei sind die Nähte so platziert, dass durch den Rucksack keine Scheuerstellen zwischen Jacke und Haut entstehen können.

Auch die Reißverschlüsse der Hardshelljacke sind laminiert, wodurch eine weitere Lücke geschlossen wird. So kann hier auch kein Wasser in die Jacke gelangen. Große Dächer über dem Reißverschluss, in denen der Reißverschlussschlitten geparkt wird, sorgen zusätzlich für Sicherheit in Sachen Feuchtigkeit. Mir sind während des gesamten Testzeitraums keiner Stellen aufgefallen, an denen Feuchtigkeit eindringen könnte – und die Reißverschlüsse bieten meines Erachtens oft die größte Angriffsfläche hierfür. Sherpa hat das – finde ich – sehr gut gelöst.

Weitere Features

Selbstverständlich besitzt die Lakpa Rita Hardshelljacke auch Taschen, wenn ich oben schon von Reißverschlüssen gesprochen habe. So befinden sich zwei Brusttaschen vorne auf der Jacke, in denen Dinge verstaut werden können, die schnell zur Hand sein müssen. Für die Hände und anderes Kleinzeug hat die Jacke zwei seitlich etwas höher angesetzte Taschen, die zusätzlich der Ventilation dienen sollen. Sie sind so platziert, dass der Hüftgurt des Rucksacks unterhalb der Taschen verläuft. Wie die Taschen allerdings der Ventilation dienen sollen, wenn die Innenseite auch laminiert ist, ist mir ein Rätsel. Ein bisschen Belüftung wird sicher stattfinden, aber um ausreichend Luft in die Jacke zu lassen wäre hier eine Lösung aus Mesh angebrachter gewesen.

Besonders gut gelöst finde ich die Regulierbarkeit der helmtauglichen Kapuze. Sie lässt sich über nur einen Gummizug sogar mit den Handschuhen bedienen. Die klassische Lösung mit zwei Gummizügen vorne und einem hinten an der Kapuze ist immer etwas fummelig. Hier gibt’s einen Daumen hoch für Sherpa.

Fazit zur Sherpa Lakpa Rita

Besonders gut gefällt mir das Design der Hardshelljacke von Sherpa. Obwohl „unten rum“ enger als bei anderen Herstellern geschnitten, sitzt die Jacke doch recht perfekt. Das Material ist nicht zu steif und fühlt sich toll an. Bei einigen Winterwanderungen, beim Ski fahren und im Alltag hat sich die Lakpa Rita bei mir bereits bewährt. Ob sie ihre Qualitäten auch im Frühjahr bei wärmeren Temperaturen ausspielen kann, wird sich zeigen.

Ich habe wohl nicht gelogen, wenn ich die Jacke in der Überschrift mit „eine Hardshelljacke von den besten Bergsteigern der Welt“ bezeichne. Die Sherpas wissen einfach worauf es bei funktionaler Bekleidung für extremste Verhältnisse ankommt – und das spiegelt sich in dieser Jacke wider.

Informationen zum Kauf

Obwohl die Lakpa Rita bei den Bergfreunden als Unisex-Modell geführt wird, gibt es auch ein Modell für die Damen. Herren können in den Größen S bis XXL zwischen den drei Farbvarianten Schwarz, Rot und Blau wählen, Damen steht die Lapka Rita in den Größen XS bis XL zusätzlich in Lila zur Verfügung. Sherpa Adventure Gear bietet passend zur Jacke auch eine Lakpa Rita-Hose aus dem gleichen Material an.

Bilder

Hinweis
Die Sherpa Lakpa Rita Hardshelljacke wurde mir von den Bergfreunden zur Verfügung gestellt, was diesen Test jedoch nicht beeinflusst hat. Alle Tests auf der Outdoorseite werden gewissenhaft durchgeführt und zeigen sowohl positive als auch negative Aspekte des getesteten Produkts auf.
ÜBERBLICK DER REZENSIONEN
Preis/Leistung
Verarbeitung
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Axel ist unser Spezialist für Ausrüstung, Wandern & Trekking und Hochtouren. Seit kurzem ist er auch dem Trailrunning, dem Mountainbike und Ski fahren verfallen. Er rief die Outdoorseite 2009 ins Leben und arbeitet als Erlebnispädagoge bei der Abenteuerschmiede. Du findest ihn auch auf Facebook, Google+ und bei Twitter.

5 KOMMENTARE

  1. Hallo,
    gibt es mittlerweile Erkenntnisse über die Jacke im Bezug auch auf wärmere Temperaturen?
    Vielen Dank!

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